Das Land Mecklenburg-Vorpommern verfügt über hervorragende Zeugen der Baugeschichte. Bedeutende Hanse- und Residenzstädte, darunter die zum Weltkulturerbe gehörenden Hansestädte Wismar und Stralsund, einzigartige Gebäude der Backsteingotik, die Bäderorte mit ihrer weitgehend erhaltenen Struktur und Architektur aber auch die Dörfer mit ihren weithin sichtbaren Kirchen und typischen Bauernhäusern zeugen von einem reichhaltigen baulichen Erbe.
Die Schlösser, Guts- und Herrenhäuser entwickeln sich mehr und mehr zu einem Imagefaktor für das Land mit zunehmender Bedeutung für den Tourismus.
Auf der anderen Seite haben Städte, Dörfer und ganze Regionen gerade in den letzten Jahren nachhaltige strukturelle Veränderungen erfahren. Das Bauen im Land war durch enorme Zuwächse gekennzeichnet. Zahlreiche Wohn- und Gewerbegebiete, Einzelhandels- und Tourismusbauten wurden neu errichtet, aber auch umfangreiche Umgestaltungsmaßnahmen insbesondere in den Innenstädten und den Großwohnsiedlungen konnten umgesetzt werden. Das äußere Erscheinungsbild der Städte und Dörfer hat sich nachhaltig geändert.
Derzeit befinden wir uns vor dem Hintergrund rückläufiger Bevölkerungszahlen und massiven Leerständen vor einem grundlegenden Strukturwandel in der Bau- und Siedlungsentwicklung.
Es stellt sich die Frage, wie gestalten wir zukünftig unsere Städte und Dörfer, damit sich die Menschen in ihnen wohlfühlen? Wie schützen wir die einmaligen Naturraumpotentiale des Landes. Wie wird das Vorhandene genutzt und gepflegt und wie werden darauf aufbauend Konzepte entwickelt, die modernes Bauen zulassen, aber gleichzeitig dem harmonischen Einpassen in das Bestehende Rechnung tragen.
Vor dem Hintergrund haben die Architekten- und die Ingenieurkammer des Landes im Zusammenwirken mit den Ressorts der Landesregierung, den im Landtag vertretenen Parteien und den kommunalen Spitzenverbänden eine den Bedingungen des Landes angepasste Initiative zur Baukultur Mecklenburg-Vorpommern ins Leben gerufen.
In 21 Thesen werden Vorschläge und Maßnahmen für eine schrittweise Umsetzung einer hohen Baukultur unterbreitet.
Auf der Grundlage dieser Thesen hat der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern am 26. Juni 2003 einstimmig den Beschluss zur Förderung der Baukultur gefasst.
Es gilt nunmehr in einen breiten Dialog über qualitative Fragen des Planens und Bauens im Land zu treten. Ziel soll es sein, das öffentliche Bewusstsein für die gebaute Umwelt zu stärken. Gutes Bauen muss zu einem wichtigen gesellschaftlichen Anliegen werden.
Wir fordern alle an der Entwicklung des Landes interessierten Bauherren, Architekten, Ingenieure, Politiker und Bürger auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen.