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Architektenkammer

Mecklenburg-Vorpommern
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Hauptrettungsstation am Strand

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Foto: Achim Dreischmeier
Fertigstellung 2009
Hauptrettungsstation mit Unfallhilfestelle am Strand
Promenade, Strandaufgang 2P
17429 Ahlbeck
über das Projekt:
Die Badesaison 2009 beginnt für die Rettungsschwimmer am Strand von Ahlbeck in einer neuen Hauptrettungsstation mit integrierter Unfallhilfestelle. Auf einer Düne, etwa 30 m entfernt vom eigentlichen Strand gelegen, präsentiert sich der Neubau als einfacher Kubus. Der Baukörper ruht auf einem ca. 1 Meter hohen Sockel, der in erster Linie der Strandwacht Rechnung trägt, jedoch aufgrund der Baugrundverhältnisse unverzichtbar ist. Ein teilweise umlaufender Steg betont den maritimen Charakter des Gebäudes. Das Gebäude selbst ist in Leichtbauweise errichtet. Sein Äußeres bestimmen farblich beschichtete Fassadenplatten, die gegenüber dem rauhen Seeklima vergleichsweise resistent sind. Die signifikante Farbgebung verleiht dem Gebäude trotz der Einfachheit seine Individualität. Die Öffnungen sind klassisch angeordnet: Zur See öffnet sich das Gebäude durch eine Holz-Glasfassade. Dagegen sorgen verhältnismäßig kleine Fensteröffnungen in der rückwärtigen Fassade für die Belichtung der Nebenräume. In Kombination mit den Materialien Holz, Stahl- und Edelstahl im Außenbereich präsentiert sich die neue Hauptrettungsstation als zeitgemäßes Gebäude an der Usedomer Ostseeküste.


Deutsches Architektenblatt 06/2009:
Architekturkritiker: Olaf Bartels

Moderne Signalarchitektur

Eine Rettungsstation muss für den, der Hilfe sucht, schnell zu finden sein. Eine Einbindung in das Ortsbild schließt sich für diese Bauaufgabe von selbst aus, denn ein signifikantes Gebäude kann schlechterdings gleichzeitig den Maximen einer strengen Gestaltungssatzung folgen.

Achim Dreischmeier hat dieser Argumentation entsprochen und gar nicht erst versucht, die Rettungsstation von Ahlbeck in den Formenkanon der so genannten Seebäderarchitektur einzuordnen. Damit ist jenes Formenspekturm gemeint, das sich Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts durchgesetzt hat und heute so etwas wie eine Corporate Identity der Ostseebäder in Mecklenburg-Vorpommern darstellt. Stattdessen hat er ein streng funktionales Gebäude geschaffen, dessen Ästhetik sich allein aus seinem Zweck zu ergeben scheint: Die große Glasfläche bietet den Rettungsschwimmern einen guten Überblick über das Badegeschehen und das Orange der geschlossenen Wandteile weist die Badegäste darauf hin, dass sie hier einen besonderen Service geboten bekämen, wenn sie ihn denn bräuchten.

Der Grundriss ist einfach: Hinter der gläsernen Front mit dem Beobachtungsbereich schließen kleinere Räume an: Ein Untersuchungszimmer, eine Küche, ein Bad und ein Aufenthaltsraum. Ein Flur konnte so eingespart werden. Der Grundriss scheint sich organisch aus der Nutzung zu ergeben Ob das wirklich so ist, wird die Praxis zeigen. Denn die Architektur dieses kleinen Gebäudes ist eben doch die Folge einer Reihe sehr bewusster Entscheidungen und intensiver Entwurfsarbeit. Die Einfachheit einer solchen Gestaltung ergibt sich nicht eben einfach so und sie ist schon gar kein Produkt von Nachlässigkeit, die Architekten gerne unterstellt wird, die den Maximen der Moderne folgen wollen. Achim Dreischmeier bezieht sich mit seiner Architektur ganz eindeutig auf diese Prinzipien.

Das Gebäude hat durch seine Form und seine Farbe nicht nur die gewünschte Sonderstellung erhalten, es ist funktional überzeugend und es spielt mit der Leichtigkeit der radikalmodernen Architektur der zwanziger Jahre. Seine Sonderstellung ist also gut genutzt worden. Dabei wird es wohl auch bleiben, denn sollte diese Art zu bauen in den Seebädern Schule machen, wäre die Alleinstellung schnell dahin. Da Usedom aber noch weitere Rettungsstationen benötigen wird, könnte die Station in Ahlbeck zu einem Prototyp dieser Bauaufgabe werden und die moderne Bäderarchitektur hätte auf Usedom zumindest einen kleinen Durchbruch erzielt, denn um Bäderarchitektur handelt es sich hier allemal, denn wo nicht gebadet wird braucht man auch keine Beobachtungsstation für Rettungsschwimmer.


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Die Planer des Projektes

Dipl.-Ing. Achim Dreischmeier,
Architekt BDA und Stadtplaner

Achim Dreischmeier,
Alexander Aehnlich
www.Achim-Dreischmeier.de

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