Frisiersalon Struwwelpeter
Fertigstellung 2003
Frisiersalon Struwwelpeter
Vinetastr. 6
17459 Koserow / Usedom
Die Seebäderarchitektur gibt auf Usedom eine strenge Kleiderordnung für Neubauten vor. Einige Gemeinden haben Gestaltungssatzungen erlassen, um Ortsbilder zu erhalten, die im späten neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts geprägt wurden. Sie sind vielerorts zu einem Leitbild geworden, dass hier und da auch den Widerspruch derer hervorruft, die das Bauen als einen bewussten Ausdruck unserer Zeit begreifen und dafür nach entsprechenden Formen suchen. Der „Frisiersalon Struwwelpeter“ konterkariert mit einem Augenzwinkern jede architektonische Kleiderordnung. Er kann mit seiner elliptischen Form einfach nicht anecken und fällt trotzdem angenehm aus dem Rahmen. Die Architektur wird zum idealen Werbeträger. Dabei ist der Anbau mit seiner Streckmetall- Fassade und seinem einzelnen großen (Schau-)Fenster ausgewogen proportioniert und fällt lediglich durch seine ungewöhnliche Form auf. Auch innen fehlt jede Anlehnung an einen gewöhnlichen Friseursalon. Die Waschbecken sind dezent im Hintergrund und nicht im Blickfeld der Gäste angeordnet. Auch die Bestuhlung ist ungewöhnlich. Allein die Fußständer, die großen Spiegel und die signifikanten Haartrockner deuten den Zweck der Einrichtung an. Hier hätte sich sicher auch der Struwwelpeter kämmen lassen, den sein Schöpfer Dr. Heinrich Hoffmann 1844 als den unbelehrbaren und vor allem unbezähmbaren Außenseiter gebrandmarkt hat. Nach einem Text von Olaf Bartels in DAB M-V 06 05.
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