Architektenkammer

Mecklenburg-Vorpommern
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Synagoge

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Foto: Jörn Lehmann
Fertigstellung 2008
Synagoge
Schlachterstraße 3-5
19055 Schwerin
über das Projekt:
Am 9. November 1938 wurde die Synagoge in Schwerin vernichtet - nach 70 Jahren ist sie neu entstanden. Historische Funde im Innenhof der Schlachterstraße 3/5 bildeten eine wesentliche Grundlage für die Formulierung des Entwurfsgedankens. Es war möglich, die ursprünglichen Grundmauern der Vorgängerbauten von 1773 und 1819, Teile des Hofpflasters und des historischen Fußbodens von 1819 zu entdecken. Das Ziel der Planung war es, Geschichte erlebbar zu machen, sowohl im Planungsansatz als auch mit der Integration dieser originalen historischen Funde. Im Ergebnis entstand der Synagogenneubau über den Fundamenten der Vorgängerbauten.
Bedingt durch die besondere Nutzung des Gebäudes wurden eine standortbezogene sakrale Baukörperform, eine regionalgebundene Materialität und eine darauf abgestimmte Farbgebung gewählt. Das Synagogengebäude ist als freistehender, aufstrebender Baukörper mit einer Ziegelfassade aus dem Außen- und dem Innenraum gleichzeitig erlebbar und der Nutzung entsprechend in der Materialität zeitgemäß dargestellt. Ergänzt wird das architektonische Konzept durch ein nachhaltiges Energie- und Nutzungsmanagement, wie zum Beispiel durch eine Wärmepumpenheizung mit Tiefenbohrungen.
In einem Schreiben des Landesrabbiners William Wolff an den Architekten Joachim Brenncke anlässlich der Synagogenübergabe an die Jüdische Gemeinde heißt es: „Sie haben uns ein wunderbares, neues Gebäude geschenkt."

Deutsches Architektenblatt 01/2009:
Architekturkritiker: Olaf Bartels

Die neue Synagoge in Schwerin
Es gibt in Schwerin ein reges jüdisches Leben. Etwa 1000 Mitglieder hat die Gemeinde und seit Kurzem auch wieder ein neues Gotteshaus. Es ist auf den Fundamenten der alten, am 9. November 1938 in der sogenannten „Reichskristallnacht" zerstörten Synagoge wieder entstanden. Den Entwurf und die Baubetreuung hat das Architekturbüro Brenncke aus Schwerin bearbeitet. Die innere Ausstattung entwarf Gottreich Albrecht ebenfalls aus Schwerin. Das neue Gebäude ist ein einfacher Klinkerbau, quadratisch im Grundriss und mit nur wenigen Fenstern in der Form des Davidsterns versehen. Das notwendige Tageslicht fällt durch Oberlichter in der Decke, so dass den Fenstern allein eine symbolische Funktion zukommt, den Bau als jüdisches Gotteshaus zu kennzeichnen. Dessen Ostwand und das Dach sind geneigt, so dass der Eindruck entsteht, er würde von selbst aus dem Boden erwachsen und wieder erstehen. Aus diesem einfachen Formenspiel hat die Gemeinde auch ihr Signet gewonnen, das den Davidstern in der Silhouette des Bauwerks zeigt. Ihr Eingang ist nicht leicht zu finden, denn im Hinterhof liegt die Synagoge an ihrem historischen Ort zurückgezogen vom schweriner Alltagsleben. Sie ist nur durch das Vorderhaus der jüdischen Gemeinde und gegebenenfalls durch eine Hintertür, die vom Hof in das Foyer führt, zu betreten, was die Spannung bei ihrem Besuch erhöht und natürlich vor Zudringlichkeiten schützt. Dann aber öffnet sich ein freundlicher, heller und gleichzeitig würdevoller Raum, der mit seinem ansteigenden Dach gleichzeitig Geborgenheit und das hoffnungsvolle Gefühl des Aufbruchs vermittelt. Der Thoraschrein bildet unter dem Davidstern an der Ostwand den unangefochtenen Höhepunkt der Raumentwicklung, vor allem dann, wenn seine Türen während des Gottesdienstes geöffnet sind. Bleiben sie geschlossen und ist die Thorarolle, die fünf Bücher Moses, dahinter verborgen, lässt sich der Raum auch für kulturelle Veranstaltungen der Gemeinde nutzen, ohne dass sie mit seiner Sakralität in Konflikt käme. Etwa 100 bis 120 Menschen haben in der Synagoge Platz. Das ist ein erheblicher Fortschritt gegenüber den beengten Verhältnissen, in denen sich die jüdische Gemeinde seit dem Kriegsende in Schwerin behelfen musste. Bei allem Aufbruchgeist hält der Neubau auch die Geschichte der Synagoge in Erinnerung, die von 1819 bis 1938 an dieser Stelle stand. Die alten Fundamente sind in Teilen auch am neuen Gebäude geblieben, zum Beispiel unter dem neuen Mauerwerk der Ostfassade und unter Glas im Foyer. Dort ist auch der Gedenkstein untergebracht, der 1951 in Erinnerung an die alte Synagoge aufgestellt wurde und auch an die Schicksale der Schweriner Juden denken lässt. Es ist hier anschaulich gelungen, den Geist des Neubeginns und des Aufbruchs, für den diese moderne Architektur steht, mit dem Wissen um die Geschichte des Ortes und der Bauwerke, die ihn geprägt haben, zu verbinden.


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Die Planer des Projektes

Architekturbüro Brenncke
Joachim Brenncke,
Matthias Brenncke
www.brenncke-architektur.de
Innenarchitektur:
Architekturbüro Albrecht
Gottreich Albrecht

Weitere Bilder zum Projekt